Kanzel

Halberstadt, 1592
Holz, geschnitzt, gefasst; Alabasterrelief

Sofort nach der Einführung der Reformation orderte der Klerus eine Kanzel. Das Wort als zentrales Element des Gottesdienstes erforderte einen „Predigtstuhl“, der durch Stiftungen von zwölf Domherren umgehend gefertigt wurde. Ihre Namen und Wappen sind im Schalldeckel verewigt. Ganz im Stil der Renaissance mit Pilastern und Gebälken gegliedert, macht ein klares Bild- und Textprogramm die Glaubensinhalte deutlich: Entlang der Treppe weisen drei Tugenddarstellungen mit Kindern, einem Anker und einem Buch in den Händen auf die christlichen Grundwerte der Nächstenliebe, der Hoffnung und des Glaubens. Auf dem sechseckigen Kanzelkorb deuten die Reliefs der vier schreibenden Evangelisten auf die Bücher des Neuen Testaments und bezeugen das Leben und Wirken Christi. Das mittlere Alabasterrelief zeigt die Auferstehung Christi und die Überwindung des Todes. Diese Darstellungen folgen über zwei Bildern unter dem Treppenlauf: Zwei in Mäntel gehüllte Skelette eines Knechts und eines Herren betonen mit einer Begleitinschrift die Gleichheit vor Gott und dessen Gerechtigkeit. Und die Darstellung Samsons, der die Philister erschlägt, verbildlicht den Kampf des rechten Glaubens. So bietet die Kanzel eine deutliche Stellungnahme zu den von allen Domherren geteilten christlichen Werten.