Handschriften und frühe Drucke

Der Handschriftenbestand des Halberstädter Doms umfasste einst mehrere hundert Exemplare. Heute sind davon noch 39 mittelalterliche Bücher und ein fragmentiertes Doppelblatt im Domschatz erhalten.

Daneben birgt der Domschatz noch einzelne Druckwerke wie Domherrenkalender des 18. Jahrhunderts, einen Holzschnitt des 15. Jahrhunderts, Stundenbücher aus dem 15. und 16. Jahrhundert, ein Evangeliar aus dem 17. Jahrhundert und zwei spätmittelalterliche Urkunden.

Die Halberstädter Kleriker benutzten diese Schriftstücke regelmäßig und bis weit in die Frühe Neuzeit. Dies verraten Nachträge und Randbemerkungen auf den Buchseiten.

Mit der Säkularisation endete diese Tradition. 1812 kamen größere Bestände der mittelalterlichen Handschriften in die Universitätsbibliothek Göttingen, kehrten aber nach Protesten aus Halberstadt teils wieder dorthin zurück. Die Universität Halle erhielt 1827 alle Rechtshandschriften. Weitere Verluste erfuhr der Bestand nach dem Zweiten Weltkrieg, als die sowjetische Armee zahlreiche Handschriften nach Russland verbrachte. Während einige Objekte zurückkehrten, sind andere bis heute nicht auffindbar oder befinden sich in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg.

Die verbliebenen Bestände des Domschatzes in Halberstadt datieren bis in die Gründungsjahre des Bistums, so etwa ein Evangeliar des 9. Jahrhunderts. Die Handschriften entstanden nicht nur in Halberstadt, sondern stammen aus verschiedenen Klöstern, mit welchen die Bischöfe in Beziehung standen. Stiftungen von Büchern gab es durch das ganze Mittelalter.

Die Themen der Handschriften umfassten vorwiegend Theologie und Rechtswesen, doch auch die „artes liberales“ – die freien oder schönen Künste – sind vertreten. Nicht alle Bücher verwahrte die Bibliothek im Ostflügel der Klausur. Denn viele für die Messe nötigen Schriften befanden sich im Dom an Orten ihres Gebrauchs wie im Chorgestühl und an den Altären. Ein Büchergitter im Chor bietet noch heute ein seltenes Beispiel öffentlicher Nutzung. Der Lesende konnte durch die weiten Gitterstäbe die Seiten umblättern.

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